Schatten über Hiraizumi

      


               





Name: Schatten über Hiraizumi
Autor: Amber Grey
Taschenbuch Ausgabe: 330 Seiten
Verlag: BoD
Sprache: Deutsch
Preis: 16,99€ 







                                             






Japan, 1185. Als die junge Magd Yuki mit ihrem Bruder – einem Attentäter – in die pulsierenden Gassen Hiraizumis eintaucht, hofft sie auf einen Neuanfang. Doch die Hauptstadt der nördlichen Provinzen birgt mehr als nur neue Möglichkeiten – sie konfrontiert sie mit ihrer dunklen Vergangenheit.
Ein Netz aus Verrat, verschwiegenen Wahrheiten und tödlichen Intrigen legt sich um sie, und bald schon gerät Yuki zwischen die Fronten eines Machtkampfs, der das Schicksal des ganzes Landes entscheiden wird.
Auf der Suche nach Antworten folgt sie einer Spur, die sie ins Zentrum eines tödlichen Spiels führt – und in die Arme eines Feindes. Zwischen ihr und dem Krieger Jiro, der den Attentätern den Tod schwor und dem Despoten dient, den sie vernichten will, entflammt eine gefährliche Leidenschaft – verboten, verzweifelt, unaufhaltsam.
Während der mächtige Clan der Fujiwara sich auf die letzte Schlacht um Hiraizumi vorbereitet, verschwimmen für Yuki die Grenzen zwischen Rache und Vergebung, Loyalität und Liebe.
 
Wohin flieht man, wenn das eigene Herz der Feind ist?






Schon beim ersten Blick auf den Klappentext wusste ich, dass mich die Idee eines Romans, der im Japan des 12. Jahrhunderts spielt, sofort in seinen Bann ziehen würde. Und tatsächlich: Meine Vorfreude auf Schatten über Hiraizumi wurde nicht enttäuscht.

Wir begleiten Yuki und ihren Bruder Tadashi, die abgeschieden in den Bergen leben. Die Atmosphäre dieser ersten Kapitel hat mich sofort abgeholt – die Stille der Berge, der Schnee, die Beziehung der beiden Geschwister und die plötzliche Unruhe, als eine erschöpfte Gruppe Krieger in ihre Hütte stolpert. Unter ihnen befindet sich ein Schwerverletzter, den die ortskundige Heilerin behandelt. Inmitten dieser Ausnahmesituation begegnet Yuki dem Krieger Jiro – ein Moment, der leise, aber eindrucksvoll erzählt wird. Ihre sofortige Faszination für ihn konnte ich absolut nachvollziehen, auch wenn Yuki selbst zunächst glaubt, als Waisenkind nichts von Bedeutung in seiner Welt sein zu können.

Ein Jahr vergeht, in dem Yuki ihn nicht wiedersieht, doch ihre Gedanken kreisen weiterhin um ihn. Und genau an diesem Punkt setzt die eigentliche Handlung an: Tadashi erhält einen geheimen Auftrag in der Stadt, und Yuki beschließt, ihn unbedingt zu begleiten. Ab hier gewinnt die Geschichte deutlich an Tempo – wir treffen auf alte Bekannte und neue Verbündete, Intrigen verweben sich mit unerwarteten Wendungen, und die Handlung öffnet sich zu einem viel größeren Abenteuer, als ich anfangs vermutet hatte.

Besonders positiv überrascht hat mich, wie glaubwürdig und fesselnd die Story aufgebaut ist. Man merkt dem Buch an, wie sorgfältig Amber Grey recherchiert hat. Die Beschreibungen historischer Strukturen, Gebräuche und Orte wirken authentisch, ohne den Lesefluss zu erschweren. Allerdings bin ich häufig über bestimmte japanische Begriffe gestolpert – glücklicherweise gibt es am Ende ein Glossar, das mir enorm geholfen hat. Dadurch konnte ich mich noch besser in Yukis Welt hineinversetzen.

Yukis Charakterentwicklung ist ein deutlicher Pluspunkt des Romans. Aus dem naiven Mädchen, das wir zu Beginn kennenlernen, wird Schritt für Schritt eine junge Frau mit Vision, Mut und Kampfgeist. Manchmal erschien sie mir jedoch etwas zu kühl, fast distanziert – doch vielleicht ist genau das der Preis für ihr Erwachsenwerden in einer von Konflikten geprägten Zeit. Auch muss ich sagen, dass mich einige Situationen völlig unerwartet kamen, was die Spannung zusätzlich erhöhte und mich mehrfach dazu brachte, länger zu lesen, als ich eigentlich geplant hatte.





Der Schreibstil ist angenehm flüssig und gleichzeitig wunderbar von japanischer Feinsprache inspiriert. Diese Kombination verleiht dem Roman eine besondere Stimmung: ruhig, poetisch, aber im richtigen Moment kraftvoll.




Insgesamt hat Schatten über Hiraizumi mich sehr positiv überrascht. Es ist ein atmosphärisches, sehr gut recherchiertes und packendes Werk, das mich nicht nur unterhalten, sondern auch emotional berührt hat. Ich habe das Buch wirklich gerne gelesen – und werde Yuki, Tadashi und Jiro so schnell nicht vergessen.













Amber Grey lebt in Norddeutschland und jongliert als berufstätige Alleinerziehende den ganz normalen Wahnsinn: ein Kind, pflegebedürftige Eltern, Tiere, Haus und ein großer Garten halten sie auf Trab. Wenn nachts Ruhe eingekehrt ist, genießt sie es, ihre Kreativität auszuleben. Mit schwarzem Gürtel im Ju-Jutsu ausgestattet und einer gehörigen Portion Dickköpfigkeit (die sie mit ihrer Protagonistin teilt), taucht sie in ferne Welten ein. Ihr Debüt sollte ursprünglich eine klassische Liebesgeschichte werden. Doch intensive historische Recherchen und ein wachsendes Verständnis für das mittelalterliche Japan ließen die Geschichte dunkler werden. Heute erzählt sie nicht nur von Liebe, sondern auch von Verrat, Schuld und dem Kampf um Selbstbestimmung in einer von Zwängen geprägten Zeit.


Quellen:


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen